Die Zukunft kommt aus Leipzig

Sichere Arbeitsplätze und gerechte Bezah­lung sind uns allen wichtig. Tariflich geregelte Arbeitsbedingungen, gerechte, transparente und nachvollziehbare Löhne auch. Und natürlich auch Zeit für die Familie, Zeit zum Leben.

Bei Porsche und BMW in Leipzig ist vieles davon geschafft. Die Arbeitsbedingungen sind gut. Die Beschäftigten dort haben ein gutes Einkommen, durch die Urlaubsregelung genug Zeit für die Familie und vor allem auch sichere Arbeitsplätze und Qualifizierungsmöglichkeiten. Gute Betriebs­­räte haben für die Beschäftigten einiges erreichen können, beispielsweise die Über­nahme der Leiharbeitnehmer oder neue Schichtmodelle.

Familie im Auto verreist

 

Aber: Diese guten Arbeitsbedingungen sind nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite arbeiten Kolleginnen und Kollegen unter schlechten Arbeitsbedingungen – aber an genau denselben Autos. Das Cockpit der BMW’s, Vorder- und Hinterachsen verschiedener Modelle, die Räder beider Marken, der Dachhimmel der BMW’s – all das und noch viel mehr werden nicht mehr von Kollegen bei BMW und Porsche gebaut, sondern von Werkvertragsunternehmen. In diesen Unternehmen herrscht ein hoher Kostendruck, der auch von BMW und Porsche ausgeübt wird.

Und auch zwischen den Beschäftigten und Werkvertragsunternehmen gibt es eine starke Konkurrenz, vor allem, weil die Auftrags­vergaben immer nur über einen kurzen Zeitraum gehen. Die Kollegen in diesen Unternehmen arbeiten unter Bedingungen, die von Unsicherheit, schlechter Bezahlung und harter körperlicher Arbeit geprägt sind.

Anne Neuendorf, Expertin für die Erschließung von bisher nicht gewerkschaftlich organisierten Betrieben verdeutlicht: »Große Teile der Produktion über Werkverträge zu realisieren heißt, die guten Tarifverträge der IG Metall zu umgehen, Mitbestimmungsrechte der Betriebsräte in den Automobilherstellern stark einzuschränken und das unternehmerische Risiko zu verlagern.«
Jan Otto, Experte für Leiharbeit und Werkverträge, erklärt: »Werkverträge ermöglichen Unternehmen gesamte Gewerke an andere Unternehmen abzugeben. BMW oder Porsche beispielsweise arbeiten so. Sie erhalten einen festen Preis für die Fertigstellung des Produkts, doch die Beschäftigten sind beim Werkvertragsunternehmen angestellt und werden von ihm auch bezahlt. Ausschreibungswettbewerbe werden über die Bezahlung der Beschäftigten geführt und das ist nicht fair.«

Dennoch: diese Arbeitsbedingungen lassen sich ändern. Das haben unsere Kollegen bei der WISAG, bei Schnellecke, Rad­systeme und Rudolph eindrucksvoll bewiesen. Aber es ist noch mehr drin.
Warum sollte es denn nicht einheitliche Bedingungen für alle Zulieferer und Werk­vertrags­unternehmen geben? Wenn viele mit­machen, schaffen wir das.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich in Leipzig Kolleginnen und Kollegen von
Auto­mobilherstellern, Zulieferbetrieben und Werkvertragsunternehmen im Auto-Netz­werk zusammengeschlossen. Es gilt einen Rahmen zu schaffen, der für fairen Wett­bewerb bei Auftragsvergaben aus der Auto­mobil­industrie sorgt. Denn: die aus­­gelagerte Produktion darf nicht zu einem Wettbewerb um die niedrigsten Löhne führen. Tarifverträge müssen für alle gelten – nur so sind gerechte Bezahlung und sichere Arbeitsplätze zu erreichen.
Wir, die Beschäftigten in der Automobil­industrie, wollen eine neue Unterneh­menskultur und sichere Arbeitsplätze. Gute Arbeitsbedingungen und gute Lebens­qualität bei gerechter Bezahlung sind das Ziel. IG Metall und die Betriebsräte von Porsche und BMW unterstützen sie dabei.